Letzten Sommer packten Mirjam und ich die Koffer, um in den Norden von Portugal zu reisen. Wir machten uns neugierig auf den Weg, mit dem Ziel bestehende Beziehungen zu unseren Partner*innen zu vertiefen, alternative Textilfirmen in Portugal kennenzulernen und mit neuen Produktideen wurzeln zu schlagen.
Unser Programm war straff und gut vorbereitet. Fünf Tage sausten wir im Auto von einer Firma zur Nächsten, rund um Guimarães, dem Textilzentrum von Portugal. Wir lernten neue Druckereien, Webereien und Ausrüster (diese behandeln die Stoffe, um sie zum Beispiel weicher, wasserabweisend oder falmmhemmend zu machen) kennen. Mirjam und ich schauten uns zahlreiche Materialien, Textilien und Produkte an, betasteten Stoffmuster und bestaunten Maschinen in Arbeit – entdeckten Altbekanntes und Neues. Wir waren berührt von den Menschen, die uns freundlich empfingen und inspiriert über die Möglichkeiten und Ideen, die sich für uns auftaten.
Wir produzieren unsere Produkte ausnahmslos in Europa. Die Duschvorhänge produzieren wir seit 2018 in Portugal und arbeiten seither mit derselben Firma zusammen. Je länger wir uns kennen und je besser wir uns gegenseitig verstehen, desto präziser wird auch das Produkt.
Dieses Vertrauen aufzubauen brauchte Geduld. Ich freute mich also sehr, die Frauen mit denen ich in wöchentlichem Austausch bin wieder "in echt" zu treffen. Sie erzählten von ihren Herausforderungen seit Corona: Es war anstrengend und herausfordernd im Homeoffice im gleichen Masse produktiv zu arbeiten als zuvor im Büro. Gleichzeitig kamen nach dem ersten Schock von Stornierungen immer wie mehr Aufträge. Die Firma war über Monate bis in die Zukunft bereits voll ausgebucht. Dies hörten wir bei den meisten Firmen in dieser Woche: Die Produktion sei überlastet. Da wegen Corona viele grosse Unternehmen ihre Produktion zurzeit von Asien nach Europa wechselten. Dies führte dazu, dass wir mit unseren verhältnismässig kleinen Minima hinten anstehen mussten und immer noch müssen. Nicht mit unseren bereits gut etablierten Produkten, aber mit neuen Entwicklungen – da geht alles unglaublich langsam, wir warteten Monate auf Prototypen.
Ein ausserordentlich freudiger Besuch war bei Manuel und Anabela in einer portugiesischen Teppich Manufaktur mit der wir seit einiger Zeit zusammenarbeiten. Das kleine Unternehmen hatten wir bisher noch nie besucht. Der Prozess ist grundsätzlich der selbe wie bei unserer Produktion in der Schweiz. Der Unterschied für uns ist, dass wir nicht in die Material-Suche eingebunden sind. Die Besichtigung ihres Ateliers mit den Handwebstühlen und den unzähligen Teppichmustern, sowie das Gespräch hatte zur Folge, dass wir den neuen Teppich TROUVAILLE entwickelten.
Die Tage waren aufregend und anstrengend zugleich. Mittags assen wir mit den Geschäfts-partner*innen portugiesische Spezialitäten und abends setzten wir uns auf die Piazza von Guimarães und fieberten mit den Portugies*innen um die Weltmeisterschaft. Immer wieder setzten wir uns bei einem Kafi in den Schatten rekapitulierten, schrieben auf und fassten zusammen. Zum Abschluss unserer Reise verbrachten wir noch zwei Tage in Porto, wir schlenderten durch die Strassen, genossen die Wärme, und gingen ins Museum. Inspiriert und zufrieden kehrten wir wieder heim.
Eva für kollektiv vier
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